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Pink Panther

Sie glauben, irgendeine Erinnerung an diesen Lautsprecher zu haben? Nun, dann liegen Sie gar nicht so sehr daneben. Vor ein paar Jahren erblickte nämlich die Kid Rock  das Licht der Welt. Dieser recht kompakte Lautsprecher entwickelte sich zu einem Preis/Leistungs Schlager, der inzwischen so manches Jugendzimmer und die eine oder andere Feier beschallt. Wir erinnern uns, dass der Kid Rock neben ihrer Partytauglichkeit ebenfalls ein feiner Klang attestiert wurde. Die Qualitäten der preiswerten Chassis sind sehr beachtlich. Besonders der verwendete Tieftöner SP-202C erweist sich als robuster und potenter Kollege.

Der Zufall wollte es, dass ein Paar jungfräulicher SP-252C für Peanuts den Weg in meinen Entwicklungsraum fand. Dies ist der nächstgrößere Bruder des bewährten SP-202C, der einer Serie von vier unterschiedlich großen Chassis entstammt. Warum also nicht hingehen und diesem ebenfalls interessanten Tieftöner ein Konzept auf den Korb schneidern?

Monacor SP-252C

 

Der gemessene TSP Satz dieses preiswerten Tieftöners ist sehr praxisgerecht. Sogar der Einsatz in einem BR Gehäuse wäre theoretisch denkbar. Mit rund 150 Litern für optimale Funktion müsste das allerdings extrem groß für einen 10 Zöller ausfallen.

SP-252C Tsp Mittelwerte

 

Ein geschlossenes Gehäuse ist hier die richtige Wahl. Bei Unterstützung durch einen HPC fällt die Behausung mit 40 – 50 Litern erfreulich klein aus.

SP-252C in 45 Litern GHP

 

Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass der Frequenzgang des  SP-252C den im Schrieb seines Datenblatts sichtbaren Schlenker bei rund 300 Hz in der Praxis nicht aufweist. Das Chassis verhält sich bis rund 1 kHz tadellos und neigt erst darüber zu kräftigen Resonanzen. Da die angestrebte Trennung zum MT aber deutlich tiefer erfolgt, ist das im Falle der Pink Panther nicht von Bedeutung.

Monacor SP-252C unbeschaltet 0° – 90°  in Pink Panther Gehäuse

 

Welche Chassis aber könnte man mit dem Tieftöner kombinieren? Preiswert sollten sie natürlich sein, und so sah ich mich zunächst nach größerem Breitband Material um. In den Bremer Regalen findet sich aber nichts, was zum Carpower Chassis passen will. Entweder sind die Chassis zu teuer, zu schwachbrüstig, weisen  eine unzureichende Linearität auf, oder vereinen von all dem etwas in sich. Also richtete sich der Blick in Richtung anderer, noch in meinem Fundus befindlicher Chassis. Der Faital 5FE100 hatte seine Qualitäten bereits in unserer Winter Blues unter Beweis gestellt. Sein Frequenzgang ist recht gutmütig, er hat einen recht ordentlichen Kennschalldruck, und er ist preiswert.

Faital 5FE100/8

 

Der Mitteltöner verhält sich ebenfalls sehr gut. Der Tausch der Einbauposition mit dem Hochtöner sorgt für einen insgesamt ruhigeren Verlauf. Natürlich lässt sich auf Achse und unter 15° ein Effekt durch Kantendiffraktion nicht vermeiden. Insgesamt kann durch diese Anordnung der Aufwand bei der Beschaltung recht klein bleiben.

Faital 5FE100 unbeschaltet 0° – 90° in Pink Panther Gehäuse

 

Nun fehlte noch ein passender Hochtöner. Erneut sah ich mich bei den verhandenen Tweetern um, und schnell fand ich einen kleinen preiswerten Kandidaten. Der Peerless BC25SC06-04 durfte schon in meiner Älg zusammen mit einem kleinen Mission Tiefmitteltöner in einem zum Gehäuse umfunktionierten IKEA Bambuskästchen spielen.

Peerless BC25SC06-04

 

Auch dieser kleine Chinese mit dänischen Wurzeln misst sich an seiner Einbauposition sehr ordentlich.

Peerless BC25SC06-04 unbeschaltet 0° – 90° in Pink Panther Gehäuse

 

Die Pink Panther soll als kompakter Party-Lautsprecher natürlich wenig Platz beanspruchen. So wurde sie im Format klassischer Lautsprecher aufgebaut, die breiter als tief sind. Um die für den Tieftöner erforderlichen 45 Liter und noch ein wenig umbaute Luft für den Mitteltöner bereit zu stellen, wurden Gehäuse mit den Maßen 65 x 40 x 27 (H x B x T) aufgebaut. Die später in dieser Behausung angefertigten Messungen zeigten, dass eine zusätzlich angebrachte, die Schallwand umlaufende 20 mm Fase keinen nennenswerten Einfluß auf die gemessenen Frequenzgänge nahm. Es ist also dem eigenen Gusto überlassen, ob die Pink Panther mit oder ohne diese Fase aufgebaut wird. Sie funktioniert in beiden Varianten gleichermaßen gut.

Führt man sich vor Augen, dass die drei Chassis pro Seite bei günstiger Einkaufslage für unter 70,- Euro zu bekommen sind, sollte die Beschaltung möglichst einfach sein, um die Kosten nicht in die Höhe zu treiben. So stellt sich mit der finalen Beschaltung auf Achse im Bereich um 1,5 kHz eine Senke ein, die bereits ab 15° unbedeuternd ist und unter größeren Winkeln vollkommen verschwindet. Mit deutlich mehr Bauteileaufwand ließe sich diese Senke, die teilweise auch durch Kantendiffraktion entsteht, eliminieren. Ein insgesamt schlechteres Verhalten unter Winkeln und nicht zuletzt höhere Kosten für die Frequenzweiche wären das Resultat.

Pink Panther Simulation 0° – 90° (Freifeldbedingung)

 

Das kann sich durchaus sehen lassen, und es gibt wahrlich Lautsprecher mit deutlich schlechterem Abstrahlverhalten. Der Bassbereich wird hier natürlich nicht korrekt dargestellt, da der fehlende Nahfeldanteil mit dem zugeschalteten HPC nicht korrekt interagieren kann. Wie immer galt es im nächsten Schritt zu verifizieren, ob das Simulationsergebnis sich mit den realen Messungen deckt.

Pink Panther Messung Fernfeld 0° – 90°

 

Wie zu erwarten war, ist die Übereinstimmung mit der Simulation einmal mehr beeindruckend. Auch wenn einzelne gewerbliche Entwickler den Umgang mit solchen Werkzeugen ablehnen.

Pink Panther Messung 0° + Einzelzweige

 

Trotz moderater Beschaltung addieren sich die Einzelzweige auch auf Achse zu einer insgesamt ausgewogenen Kurve mit kleinen Senken, welche sich aber erstens nicht negativ bemerkbar machen, und die zweitens unter Winkeln verschwinden. Zudem war es bei der Pink Panther, wie auch bei ihrer kleineren Schwester Kid Rock nicht das Ziel, den ausgewogensten Lautsprecher der Welt aufzubauen.

Pink Panther Messung 0° Nah- und Fernfeld + Impedanzverlauf

 

Mit angefügter Nahfeldmessung wird deutlich, dass der rosa Panther zu einer veritablen Basswiedergabe in der Lage ist. Diese ist sehr trocken und punchig, wie man sie von geschlossenen Gehäusen kennt. Der Hochtonbereich ist leicht fallend abgestimmt, so dass das Klangbild auch bei höheren Pegeln angenehm bleibt.

Wie bereits erwähnt, kann die Weiche angenehm einfach ausfallen. Es werden neben den Filtern und Spannungsteilern nur ein Saugkreis im Tieftonzweig, sowie ein kleiner Sperrkreis im Hochtonzweig benötigt.

Pink Panther Weichenplan

Warenkorb für die Weichenteile der Pink Panther im Quint-Store (Stand 22.08.2020)

 

Bau- und Bedämpfungsplan Pink Panther (vergrößern -> rechte Maustaste -> Grafik anzeigen)

 

Die Weichen- und Baupläne sind für private Nutzung freigegeben. Jegliche Form der gewerblichen Nutzung oder Verbreitung ohne vorherige Absprache ist untersagt und wird strafrechtlich verfolgt.

Und wie klingt der rosa Panther? Geil, das geht ab. Trockener, punchiger Bass, wie man es von einem geschlossenen System erwarten kann. Das gute Abstrahlverhalten sorgt für stressfreies Hören, auch unter dem Gesichtspunkt HiFi. Die Lautsprecher sind durch ihre neutrale Spielweise sehr langzeittauglich. Stimmen werden sehr gut wiedergegeben. Selbst schwierigere Stimmen wie die von Hilary James bei „Storm Warning“ klingen wie sie klingen sollen. Die Lautsprecher bauen eine sehr schöne und glaubhafte Bühne auf.  Der leicht abfallende Hochtonbereich sorgt dafür, dass die Musik auch bei hohen Pegeln nicht nervt.

Ein HiFi-Lautsprecher, mit dem man es auch mal krachen lassen kann. Umgekehrt wird ein Schuh draus.

7 Kommentare

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    • Malte auf 24. September 2020 bei 08:19

    Moin Moin. Ich hatte vor längerer Zeit die kid rock gebaut und freue mich heute noch an ihr. Mittlerweile ist sie ein mobiler Bluetooth Lautsprecher geworden. Nun ist der große Bruder interessant. Wieviel Pegel kann denn erreicht werden?
    Vielen Dank und beste Grüße aus Hamburg
    Malte

    • admin auf 24. September 2020 bei 09:19
      Autor

    Hallo Malte,

    der maximale Pegel liegt bei ca. 108dB.

    Viele Grüße

    Alex

    • Andreas auf 30. Oktober 2020 bei 13:33

    Hi Alex,

    mein Kumpel schaut sich gerade nach potenten, aber eher preisgünstigen Lautsprechern für den „Männerkeller“ um. Da in diesem Bereich von Fertigboxen, meiner Meinung nach, nix gescheites rauskommen kann, hab ich ihm den Selbstbau vorgeschlagen.

    Sein spezieller Anwendungsfall:
    Er möchte nicht nur mit den Lautsprechern TV schauen und mit gehobenem Pegel (Metal-)Musik hören, sondern auch noch dazu E-Gitarre mitspielen können. Sie sollten also lauter können als der Gitarrenverstärker.

    Wären die Pink Panther hierfür eine passende Konstruktion?
    Der recht hohe Maximalpegel von 108dB würde da ja in die Karten spielen, oder?

    Wenn Ja, wären die „Pink Panther“, auch Aufgund des sehr attraktiven Preisschildes, als „Black Panther“ was für den „ManCave“. Und ich kann meinen Kumpel vielleicht auch mit dem „Selbstbauvirus“ anstecken. 😉

    Vielen Dank für Deine immer wieder inspirierenden Bauvorschläge und die Deiner D.A.U.-Kollegen und viele Grüße,
    Andreas

    • admin auf 30. Oktober 2020 bei 13:48
      Autor

    Hallo Andreas,

    wenn ein Instrument live gespielt werden soll und das dann auch noch lauter als der irgendwie geartete Gitarrenverstärker, halte ich die Pink Panther eher nicht für geeignet. In meinen Augen klaffen die gewünschten Anwendungsgebiete zu weit auseinander, um das mit dem gleichen Lautsprecher zu erledigen. Ich empfehle grundsätzlich für die beiden Anwendungsgebiete unterschiedliche Lautsprecher anzuschaffen. Wenn er es wirklich und unbedingt mit ein und demselben Lautsprecher erledigen möchte, fällt mir aus dem D.A.U. Portfolio einzig die ASATHOR von Oli ein.

    Viele Grüße

    Alex

    • Andreas auf 30. Oktober 2020 bei 15:30

    Hallo Alex,

    Danke für die schnelle Antwort!

    Tut mir Leid, wenn ich mich da falsch ausgedrückt habe:
    Er möchte schon weiterhin mit seinem E-Gitarrenamp spielen, aber dazu halt die Musik (also das Playback) über neuen Boxen laufen lassen. Aber da er das in recht hohem Pegel über den Gitarrenamp macht, muss halt auch das Playback leider einiges abkönnen.

    Deshalb dachte ich an die „Pink Panther“ als „Alternative“ zur Asathor, die er und ich toll finden, er aber sie aus Budgetgründen nicht bauen kann/will.

    Wenn ich Dich richtig verstehe würdest Du dann trotzdem dazu raten, für diesen Zweck ein paar PA-Boxen zusätzlich für das Playback anzuschaffen!?
    Gut, dann geb ich ihm das mal so mit, evtl. nimmt der dann doch ein bisschen mehr Budget rein und baut doch die Asathor. 😉

    Nochmals vielen dank und mach weiter so,
    Andreas

    • Rico auf 23. November 2020 bei 18:06

    Hallo Alex,

    das Konzept Deiner Pink Panther reizt mich sehr.

    Angedacht habe ich, sie als Standboxen zu bauen.
    Wäre dabei wandnahe Aufstellung ein Problem?

    Wie schätzt Du die Räumlichkeit und den Hochton ein?
    „Löst“ sich der Klang von den Lautsprechern?

    Viele Grüße,
    Rico

    • admin auf 23. November 2020 bei 21:57
      Autor

    Hallo Rico,

    wenn du die Pink Panther wirklich als Standboxen nachbauen möchtest, ist unbedingt darauf zu achten, dass die Schallwandbreite eingehalten wird. Das gilt auch für die Positionen der Chassis, gemessen ab der Oberkante des Gehäuses. Die räumliche Darstellung der Pink Panther ist einwandfrei, da , trotz der etwas schrillen Optik, auf eine saubere Abstimmung Wert gelegt wurde.

    Viele Grüße, Alex

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