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VISage (CT 271)

VISage weissIm Februar 2010 fand in Duisburg eine kleine Veranstaltung mit dem recht kryptisch wirkenden Namen 3-2-4 statt.

Es handelte sich um ein Lautsprecher-Shootout, dessen Probanden eine Membranfläche von höchstens 61cm² pro Chassis aufweisen durften. Three to Four, also 3-4 Zoll Chassis waren in Form von Nahfeld-Setups angesagt. Interessierte finden auf der Homepage von Holger Barske eine kleine Fotogalerie zu der Veranstaltung.

Für mich, der nach jahrelanger Abstinenz mal wieder etwas mit einem kleinen Breitbänder machen wollte, ein Aufruf, dem ich nicht widerstehen wollte.

So entstand das Projekt VISage rund um den kleinen Breitbandlautsprecher FR10/8 von Visaton

 


Der Parametersatz des kleinen Chassis sowie die Erfahrung mit der Sippo, deren TMT ähnliche TSP aufweist wie der kleine Visatöner, machten Überlegungen hinsichtlich des Gehäuseprinzips vollkommen überflüssig. Der FR10/8 sollte ebenfalls eine TQWT beatmen.

Der TQWT-Rechner von HiFi-Selbstbau spuckte, nachdem ich ihn mit den TSP des FR10/8 gefüttert habe, folgende Gehäusedaten aus:

 

 

Nach diesem Plan in Holz gezimmert und ein wenig bedämpft schaut die Box  so aus:

 

 

Nun galt es, eine Korrekturschaltung für den Lautsprecher zu entwickeln. Die Tatsache, dass es sich um ein Visaton Chassis handelt und somit eine verwertbare Boxsim-Datei für den FR10/8 existiert,  sollte die Sache vereinfachen.  Flugs wurden in Boxsim die Gehäusedaten der VISage bestimmt, und schon konnte es mit der Simulation los gehen.

Der unbeschaltete FR10/8 liefert im Gehäuse folgendes Frequenzverhalten auf Achse:

 

 

Nach einigen Simulationen und praktischen Aktionen nach der guten alten Methode „Try & Error“ versprach Boxsim folgenden, durchaus akzeptablen Frequenzgang:

 

Nun, mit den Bauteilewerten, welche die Simulation ergab, stellte sich zwar ein gegenüber der unbeschalteten Variante deutlich besserer Frequenzgang ein, aber erst nach dem Tausch einiger Bauteilewerte waren Simulation und gemessener Frequenzgang in etwa ähnlich:

 

 

Hier der Weichenplan mit 3 Sperrkreisen:

 

 

Die Frage, die nun sicherlich laut werden wird, ist jene, ob denn wirklich 3 Sperrkreise notwendig sind, um den Frequenzgang zu begradigen, erst Recht bei einem Chassis für nen 10er.

Natürlich habe ich das versucht, und es ist auch möglich. Klanglich ist die vorliegende Version mit 3 Sperrkreisen aber meines Erachtens vorzuziehen.

Die Lautsprecher spielen entspannt und ohne grobe Schnitzer. Klar, der Breitbänder neigt oberhalb von 6-7kHz zum Resonieren, ein Tribut an den Schwirrkonus. Andererseits ist die Bühne, die dieser kleine Lautsprecher aufbaut, frappierend breit. Typisch Breitbänder eben. Selbst das Bassfundament ist erstaunlich, bei natürlich eingeschränkter Dynamik.

Jedenfalls zeigt diese Box, dass man selbst mit einem sehr preiswerten Breitbandchassis Musik in sehr guter Qualität geniessen kann.

Die Baupläne sind für private Nutzung freigegeben. Jegliche Form der gewerblichen Nutzung oder Verbreitung ohne vorherige Absprache ist untersagt und wird strafrechtlich verfolgt.

 

Die VISage wurde in Klang + Ton 02/14 als Cheap Trick 271 vorgestellt und getestet.

Holger Barske schreibt in Klang+Ton 02/14 

CT271 liefert nicht den typischen „Breitbändersound“ mit einem überrissenen Mitteltonbereich; Saxophon und kaputte Männerstimmen klingen toll, der Rest ist aber zum Rauslaufen. Das ist hier ganz anders: Es geht gesittet, fein säuberlich abgezirkelt und mit ohrenfältiger Sorgfalt bei der Abstimmung der Korrekturglieder zur Sache. Ansteuerung? Unkritisch. Ich hab Diverses von der 8-Euro-Schaltverstärkerplatine aus China bis zur 70.000-Euro-Kombi von Altmeister Dan D’Agostino probiert – das macht alles Musik. Ja, Variante B klingt besser, dürfte in der Praxis aber eher selten auftreten. Das mit dem billigen „Schalter“ ist sicherlich die richtigere Idee. In Verbindung mit diesem MDF gewordenen Sonderangebot sicherlich ein schwer zu schlagender Einstieg ins Thema ernsthafte Musikwiedergabe.
Holger Barske (Chefredakteur Klang + Ton)

Der User anthomas schreibt im DIY-HiFi-Forum

Moin,
seit gestern laufen die Visage. Natürlich ist der Klang begrenzt durch den einfachen FR10. Aber ich habe die Chassis schon viele Jahre und so gut wie in diesem Gehäuse habe ich sie noch nie tönen hören. Danke an Alex !
Grüße Andre
f

4 Kommentare

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    • Michael K auf 28. Januar 2019 bei 20:40

    Hallo,
    erstmal vielen Dank für die tollen Vorschläge. Ich möchte mit einer Gruppe Kindern aktive Lautsprecher bauen und das darf halt nicht viel kosten. Ich bin hier auf Deinen Artikel und den Visaton Breitbänder gestoßen.

    Die Gehäusekonstruktion ist viel zu aufwändig. Kann man das in eine kleine Bassreflexbox einhauchen Sagen wir 30×20 cm oder wird das dann furchtbar?

    Oder hast Du eine Andere Idee (Lautsprecher und Weiche zusammen sollten nicht mehr als 20, max 25 Euro kosten)

    Viele Grüße aus der Pfalz

    Michael

    • admin auf 29. Januar 2019 bei 20:30
      Autor

    Hallo Michael,

    der FR10 ist sicherlich sehr gut für dein Vorhaben geeignet. In der Tat haben wir auf Basis dieses Chassis eine kleinere Box entwickelt, die ViTube FR

    Ferner haben wir eine ähnliche Box, die YPS, mit einem alternativen Chassis entwickelt, bei der die Beschaltung ebenfalls sehr preiswert geworden ist.

    Am kommenden Wochenende bin ich von meiner derzeitigen Reise zurück. Sehr gerne kontaktiere ich dich dann per Email.

    Viele Grüße Alex

    • Thomas auf 6. November 2021 bei 19:40

    Das letzte Kind zieht aus, das Kinderzimmer wird frei. Da kann doch ein Sofa rein und dort ein wenig Musik zu hören, wäre doch auch ganz nett. Irgendwo liegt noch ein alter Stereo-Verstärker auf dem Dachboden. Da fehlen dann noch die Boxen.
    Seit Jahren ist mein bescheidener Beitrag zu Nachhaltigkeit, erst einmal im Gebrauchtmarkt zu schauen, was es denn da so gibt. Und da ich mich bei Lautsprechern nicht so super auskenne, schaue ich auch hier, nach was ich denn im Kleinanzeigenbereich suchen könnte.
    Heute habe ich über ein bekanntes Kleinanzeigen-Portal 2 fertig aufgebaute VISage erstehen können.
    Meine Erwartung war schon so, dass sie deutlich besser sind, als die Akai-Fertig-Bassreflex-Dinger, die meinem Sohn zugelaufen sind. (Ich hätte die gerne entsorgt…)
    Jedoch wollte ich bei den VISage nicht mit überzogenen Erwartungen herangehen. Laut Beschreibung in der K&T habe ich eher wenig Bass erwartet.
    Was soll ich sagen? Ich bin ausgesprochen überrascht und begeistert, was da mit preiswertem Material auf wenig Stellfläche realisiert wird.
    Meine Frau war kurzzeitig versucht, die schlanken Boxen nach dem Test im Wohnzimmer stehenzulassen und die (sehr alten) Focal 300 DB ins Kinderzimmer zu verbannen. Und ehrlich gesagt, sehr, sehr kurz hatte ich auch daran gedacht, weil die VISage neben der Optik auch bei der Sprachverständlichkeit (Fernsehton) eine winzige Nasenlänge vorne sind. Aber die alten Boxen sind halt bei den Tiefbass-Gewittern im Filmbereich nicht zu schlagen.

    Der langen Rede kurzer Sinn:
    Ich jedenfalls möchte mich für Ihre Arbeit an dieser Stelle ausdrücklich bedanken.
    Die Focal werden eines Tages durch ein anderes Modell der von Ihnen hier vorgestellten Eigenentwicklungen ersetzt.

    Viele Grüße
    Thomas

    • admin auf 7. November 2021 bei 18:09
      Autor

    Hallo Thomas,

    schön, dass Sie Freude an den VISage haben. Es erstaunt mich auch immer wieder, wie gut der kleine und unscheinbare Breitbänder in der TQWT läuft. Und ja, das geht auch relativ weit in den Basskeller. Hoher Pegel ist dabei natürlich nicht mehr zu erwarten, denn der kleine 4 Zöller kann natürlich nur begrenzt Luft verschieben. Jedenfalls wünsche ich viel Spaß mit den Lautsprechern. Vielen Dank für den tollen Bericht.

    Viele Grüße, Alex

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