In unserer FB Gruppe präsentierte kürzlich ein Mitglied sein flammneues Paar SB65WBAC25-4 und stellte gleichzeitig die Frage, ob jemand einen Bausatz auf Basis dieses zierlichen Breitbänders kennen würde. Nur zögerlich wurde die Hoffnung laut, ein Gruppenmitglied zu finden, welches eine Entwicklung mit diesem Chassis unterstützen könnte. Ein F.A.S.T. sollte es werden, mit einem 5-7 Zoll Tieftöner, der den kleinen Indonesier im Bassbereich flankiert. Einige Überlegungen und Vorschläge weiter hatten wir uns darauf geeinigt, dass ich die Entwicklung des Lautsprechers übernehme. Ein Paar Monacor SPH-145HQ hatte ich noch in den Regalen. Sie sollten die zukünftigen Spielpartner für den kleinen SB Breitbänder sein.
SB Acoustics SB65WBAC25-4
Der kleine Breitbänder kommt mit einer optisch sehr attraktiven Alumembran daher. Haptisch gibt es an diesem Chassis nicht das geringste auszusetzen. Membran, Sicke, Korb und Magnet – alles wirkt perfekt miteinander verbunden, und die Verarbeitung ist top.
Monacor SPH-145HQ
Gleiches kann man vom SPH-145HQ ebenfalls berichten. Das im Hause LPG gefertigte Chassis macht einen einwandfreien Eindruck, der keinen Grund zur Kritik erlaubt. Mit seinem TSP Satz ist das Chassis für BR-Volumina zwischen etwa 10 und 15 Litern hervorragend geeignet.
TSP
- Fs: 60 Hz
- Mms: 7,5 g
- Cms: 0,94
- Sd: 80 cm²
- Re: 5,69 Ohm
- Qms: 2,65
- Qes: 0,51
- Qts: 0,43
- B/L: 5,62 Tm
- Le: 0,57 mH
- Rms: 1,1 kg/s
- SPL: 87,5 dB
Monacor SPH-145HQ in 11 Litern BR
Mit der kommenden Beschaltung wird das Chassis hervorragend mit dem Bezugspegel des SB65WBAC25-4 passen, so dass dieser ohne weitere Pegelkorrektur auskommen wird.
Im ersten Schritt wurden die unbeschalteten Chassis im Gehäuse gemessen und die Dateien in das Programm XOver importiert.
Monacor SPH-145HQ unbeschaltet 0° – 90°
Das Chassis zeigt eine insgesamt sehr gute Linearität mit einem für die Gehäuseabmessungen typischen Effekt des Baffle Steps.
SB Acoustics SB65WBAC25-4 unbeschaltet 0° – 90°
Der Breitbänder zeigt leider eine Störung, die unter Winkeln im Bereich zwischen etwa 600 und 700 Hz wandert. Diese vereitelt eine ursprüglich unterhalb dieses Bereichs vorgesehene Trennfrequenz. Selbst eine Trennfrequenz im Bereich um 700 Hz, bei der diese Störung in die abfallende Flanke des Breitbänders fallen würde, erwies sich als nicht sinnvoll.
Spee-dy mit Trennfrequenz um 700 Hz
Erst mit einer Trennfrequenz im Bereich um 1 kHz stabilisierte sich die Linearität der Winkelfrequnzgänge.
Spee-dy mit Trennfrequenz um 1 kHz
Nun kann sich das sehen lassen. Wie bei nahezu allen F.A.S.T. Konstrukten neigt auch die Speedy unter Winkeln zu einer Aufweitung, hier im Bereich zwischen etwa 3 und 4 kHz. Um eine zu starke Energiabgabe in diesem Bereich zu vermeiden, wurde er auf Achse und unter 15° mit einer Korrekturschaltung leicht abgesenkt. Die Folge ist ein entspannter Präsenzbereich, der die Speedy sehr langzeittauglich werden lässt.
Einmal mehr stimmen die finalen Messungen mit der Simulation überein.
Spee-dy gefensterte Messung 0° – 90°
Spee-dy gefensterte Messung 0° + Einzelzweige
Spee-dy gefügte Messung 0° aus Port, Nah- und Fernfeld + Impedanzverlauf
Die Weichenschaltung gestaltet sich erfreulich einfach. Der Tiefpass wird durch ein 12dB Filter gebildet. Im Bereich der Trennfrequenz egalisiert ein schmalbandiger Saugkreis eine kleine Überhöhung, die durch die Impedanzlinearisierung nicht gänzlich vermieden werden konnte. Die 1,8 mH Spule ist als Luftspule mit 0,7 mm Draht ausgeführt, die den Pegel des Tiefmitteltöners besser an den doch recht geringen Pegfel des kleinen 2,5 Zoll Breitbänders anpasst. Dieser wird wird einem 18 dB Hochpass nach unten hin gefiltert. Ein kleiner Sperrkreis senkt den Präsenzbereich etwas ab.
Spee-dy Weichenschaltung
Warenkorb für die Weichenteile der Spee-dy im Quint-Store (Preisstand 12.10..2020)
Im Warenkorb sind C3, C4 und C6 als Crosscaps aufgeführt. Außer einer verkürzten Lebensdauer von nur 20 – 25 Jahren spricht rein gar nichts dagegen, deutlich preiswertere Elkos zu verwenden.
Spee-dy Bau- und Bedämpfungsplan (vergrößern -> rechte Maustaste -> Grafik anzeigen)
Die Weichen- und Baupläne sind für private Nutzung freigegeben. Jegliche Form der gewerblichen Nutzung oder Verbreitung ohne vorherige Absprache ist untersagt und wird strafrechtlich verfolgt.
Klanglich sind die Spee-dy eine Überraschung und zwar im positiven Sinne. Sie vereinen gute Eigenschaften eines Breitbänders mit den guten Eigenschaften eines Mehrwegers. Ab rund 1 kHz spielt der Breitbänder, der so gar nicht nach Breitbänder klingt, den sensibelsten Bereich der Musik. Dies resultiert in einer hervorragenden Bühnendarstellung und Ortbarkeit einzelner Instrumente oder Sänger. Der Sweet Spot ist, bedingt durch die zierliche Membran, recht groß. Der Bass ist straff, trocken und punchig. Alles klingt, wie es klingen soll. Stimmen nerven nicht. Der kleine Breitbänder löst sehr gut aus. Zweiweger mit tiefer Trennfrequenz und sehr hochwertigem Konushochtöner ist vielleicht die treffendste Beschreibung für die Spee-dy.
FB Gruppenmitglied Sascha S. schreibt:
Nach langem sind endlich meine Spee-dy fertig geworden. Für alle lesefaulen, hier die Kurzversion: Nachbauen! Beim Namen musste ich sofort an nen Speed-Shop denken. Und ein Lautsprecher in so einer Umgebung braucht nen Rallyestreifen und jede Menge Aufkleber. Und schon war das Design fertig. Nun aber zum wichtigsten, dem Klang. Alex der das Ding für mich entwickelt hat, hört sicherlich immer noch mein Flehen, das Duo nicht quietschig werden zu lassen. Herausgekommen ist ein Lautsprecher, der für Partys in kleinen Räumen die Idealbesetzung sein dürfte. Absolut langzeittauglich und kein bisschen nervig. Um in Musik zu schwelgen fehlte aber etwas der Glanz. Deswegen habe ich in Abstimmung mit Alex im Sperrkreis 12 µF hinzugefügt. Meine Beschreibung bezieht sich auf die so an meine Hörgewohnheiten angepasste Version. Die Spee-dy macht ihrem Namen alle Ehren. Ich kenne keinen LS der so schnell, präzise und kontrolliert der Musik folgt. Wo die FW 146 DAU bei Dee Snider „We’re not gonna take it“ oder Iron Maiden „Fear of the dark live“ emotional etwas schummelt, bleibt die Spee-dy staubtrocken. Bei Nick Cave „Red Right Hand“ läuft es einem eiskalt den Rücken runter. Es ist unglaublich welche Details ich plötzlich bei Ulli Boegershausen „In Dialogue“ höre. Und woher kommt plötzlich das Publikum bei Bob Seger „Turn the Page“? Wer wissen will, was Dynamik heißt sollte sich Slipknot „Pulse of the maggots“ anhören. Als das Schlagzeug losgelegt hat bin ich tatsächlich zusammengezuckt. Amaranthe „Do or Die“ ist endlich ein Lied und nicht nur tonales gematsche. Immer wenn es schnell ist und Spaß machen soll ist der LS in seinem Element! UMC „Kings & Queens Metal Version“ , Thundermother „Hellavator“ Oder Godsmack „Crying like a bitch“, HEAT „Dangerous Ground“ knallt genau so wie es soll. Dabei klingt das Ganze viel größer als es aussieht. Alex Christensen and the Berlin Orchestra „Redemption“ oder Laing „Wechselt die Beleuchtung“ braucht nicht mehr. Das passt wie die Faust aufs Auge. Männerstimmen zählen zu den Stärken des Lautsprecher was bei Club for Five „Brothers in Arms“ eindrucksvoll bewiesen wird. Aber auch Delain „We Are the Others New Ballad Version“ ist ein Genuss. Ja, ich bin schwer begeistert. Und ja, es gibt noch zig weitere Lieder die ich aufführen wollte. Alex: Vielen vielen Dank für diese Entwicklung! Ich dreh jetzt mal lauter!“
2 Kommentare
Hallo Alexander,
Mir ist aufgefallen das deine Bass-Simulationen nie mit der echten Messung übereinstimmen. Deine Gesamtmessung ist ja meistens zusammengefügt aus 3 Einzelmessungen. Deine Simulation zeigt meistens einen halbwegs linearen Bassverlauf bis 50hz oder 60hz, aber die gefügte Messung sieht meistens eher nach einem geschlossenen Gehäuse aus. Auch die GHP-Messungen fallen deutlich früher ab und verlieren massiv an Pegel gegenüber der Simulation.
Woran liegt das? Eine Groundplanmessung liegt im Vergleich sehr oft an der Simu.
Auch hier bei der Spee-Dy. die Simulation zeigt Bass linear bis 50hz was bei meinen Simulationen auch so dargestellt wird, aber deine gefügte Messung zeigt das der Lautsprecher bei 130hz schon abfällt und bei 50hz -10db hat.
Könntest Du das mal erklären? Meine Bodenmessungen liegen dagegen sehr nahe an den Simus.
mfg, Nils
Autor
Hallo Nils,
dass meine Messungen im Bassbereich häufig nicht der Simulation mit AJHorn entsprechen liegt schlicht daran, dass ich nur selten füge. Meist veröffentliche ich nur die gefensterte Fernfeldmessung. Die dazu gezeigten Simulationen mit AJHorn oder einem anderen Simu Programm stimmen mit der Realität sehr gut überein, Man muss sich dann nur die Mühe machen, sich den simulierten Nahfeldanteil zur gefensterten Fernfeldmessung hizuzudenken.
VG Alex