
Aktuell beabsichtigt ein Freund eine Canton Box zu pimpen, deren TT ein Qts um 0,9 hat. Die Idee, das Chassis in den vorhandenen knapp 9 Litern BRHP zu betreiben, bringt keine zufriedenstellende Performance, da das Volumen dafür viel zu klein ist. Rein aus Neugierde habe ich versucht, es mal mit PM und HPC zu versuchen. Mir kam die Idee, dass das ggfs. besser funktionieren könnte, weil die Performance einer PM im Vergleich zu BR immer etwas schlechter ist, es sei denn, eine PM der übernächsten Größenklasse ist im Spiel. Meine Idee ging auf, und die Simu mit PMHP führte zu einem besseren Ergebnis als mit BRHP. Da die Gegebenheiten mit dem sehr hohen Qts und dem sehr kleinen Volumen aber immer noch weit entfernt von gut waren, habe ich eine Simulation mit einem Chassis angefertigt, dessen TSP etwas freundlicher sind, als die des Canton TMT. Um nicht lange nach einem geeigneten Chassis rumsuchen zu müssen, habe ich in der Loudspeakerdatabase einen entsprechenden Rahmen bei den TSP für ein 5 Zoll Chassis eingestellt. Es wurden mir in der 5″ Kategorie 3 Chassis angezeigt, von denen 2 nicht mehr produziert werden. Übrig blieb der Visaton WF130ND, den ich folglich für die Simulation ausgewählt habe. Es ging mir darum herauszufinden, ob sich Chassis dieser Art mit einem Hochpass gefilterten Gehäuse mit PM einsetzen lassen. Der Visaton WF130ND soll dabei nur als willkürliches Beispiel dienen.
Zunächst habe ich eine Simulation erstellt, die das Chassis in einem 37 Liter großen Volumen und einer BR Abstimmung auf 38 Hz zeigt.

WF130ND in 37 L BR @ 38 Hz
Es zeigt sich ein noch brauchbares Verhalten mit einer tiefen unteren Grenzfrequenz bei 33,6 Hz. Leider geht das mit 2dB Ripple einher.
Bei einem VAS von 10,5 Litern bin ich Bernd Timmermanns Empfehlung für eine BRHP Abstimmung gefolgt und habe als Volumen 3 x 10,5 Liter, also 31,5 Liter vorgegeben. In BRHP lässt sich darin keine zufriedenstellende Abstimmung finden. Die untere Grenzfrequenz steigt auf 36,7 Hz, und der Ripple erhöht sich auf fast 3dB. Dies ist die bestmögliche Performance in diesem Volumen. Sie stellt sich bei Verwendung eines HPC mit 2200µF ein.
WF130ND in 31.5 L BRHP @ 40 Hz @ 2200µF
Längeres Jonglieren mit anderen HPC Werten und/oder der Tuningfrequenz brachten keine merkliche Verbesserung. Erst bei rund 60 Litern Volumen wurde die Performance glatt und zeigte keinen Ripple.

W130ND in 60 Litern BRHP @ 29 Hz @ 1350µF
Natürlich wird niemand ernsthaft der Versuchung erliegen, einen 5 Zöller in ein 60 Liter großes Gehäuse zu stecken. Die beiden resultierenden Ergebnisse in BRHP sind in der Praxis wenig sinnvoll.
Im zweiten Gang wurde der fiktive Port durch einen Dynavox DY166/9A als Passivmembran ersetzt. In den vorgegebenen 31,5 Litern @ 1100µF stellt sich eine sehr gute Performance ein, die eine Grenzfrequenz von 40 Hz prognostiziert.

WF130ND in 31,5 L + DY166/9A + 22gr. @ 1100µF
Reduziert man das Gehäusevolumen auf 25 Liter führt dies weiterhin zu einer unteren Grenzfrequenz von 40 Hz. Lediglich das Zusatzgewicht muss von 22 Gramm auf 27 Gramm erhöht werden.

WF130ND in 25 L + DY166/9A + 27gr. @ 1100µF
Selbst wenn das Volumen weiter reduziert wird, bleibt die Performance sehr gut. Im folgenden Beispiel wurden 20 Liter simuliert. Die untere Grenzfrequenz steigt in nur unerheblichem Maß auf 41,2 Hz, jedoch steigt die zusätzliche Masse zur Beschwerung der PM auf 40 Gramm. Es gilt also, eine sinnvolle Kombination aus Gehäusegröße und zusätzlicher Masse zu finden.

WF130ND in 20 L + DY166/9A + 40gr. @ 900µF
In der zweiten Simulationsrunde wurde mit dem Dynavox DY200/9A eine PM gewählt, die mit 8″ zwei Größenklassen oberhalb des Visaton WF130ND liegt.
Als erstes Volumen wurden wieder 31,5 Liter gewählt.

WF130ND in 31,5 L + DY200/9A + 40gr. @ 1100µF
Mit der größeren PM sinkt die untere Grenzfrequenz in 31,5 Litern auf 35,1Hz. Das sind 4,9Hz tiefer, als mit der kleineren PM. Das notwendige Zusatzgewicht liegt bei 40 Gramm, was bei einer 8″ PM durchaus vertretbar ist.
Im nächsten Schritt wurde das virtuelle Gehäuse ebenfalls auf 25 Liter verringert. Das Ergebnis zeigt eine um nur 2,8 Hz reduzierte untere Grenzfrequenz im Vergleich zur kleinen PM. Bei unveränderter Kapazität des HPC von 1100µF erfordert diese Kombination ein zusätzliches Gewicht von 55 Gramm. Ein wirklicher Mehrwert liegt de facto nicht vor.

WF130ND in 25 L + DY200/9A + 55gr. @ 1100µF
Das letzte Beispiel zeigt das Verhalten in 20 Litern. Hier stößt die Kombination an ihre Grenzen. Die untere Grenzfrequenz steigt auf 40,6 Hz und liegt im Vergleich mit der kleinen PM nur um 0,6 Hz tiefer. Die zusätzliche Membranmasse muss bereits recht schwere 80 Gramm betragen.

WF130ND in 20 L + DY200/9A + 80gr. @ 900µF
Die Simulationsreihe zeigt, dass PMHP funktioniert. Tatsache ist, dass eine PM, die durch ihre Membranaufhängung und deren Zentrierung Verluste in Form von Energiespeichern mitbringt, bei manchen Chassis/Gehäusekombinationen zu deutlich besseren Ergebnissen führen kann, als BRHP Konstruktionen. Natürlich muss die Kombination aus Chassis, PM und vertretbarer Gehäusegröße passen. Dies gilt es, im Einzelfall zu simulieren.