Kennen Sie das? Sie sind aus irgendwelchen Gründen einer Sache habhaft geworden, und sie wissen nicht so recht, was Sie damit anstellen sollen? So jedenfalls ging es mir, als ein Paar SB15SFCR39-8 des indonesischen Herstellers SB Acoustics den Weg in mein Regal fand.
SB15SFCR39-8
Ovalbässe, was will man denn damit? Naja, die Dinger sind nun mal da. Also wagte ich einen Blick ins zugehörige Datenblatt und war erstaunt. Die TSP sind praxisgerecht und auch der Frequenzgang sieht ordentlich aus. Aus der Erfahrung weiß ich, dass die Datenblätter von SB Acoustics sich recht nah an der Realität bewegen, und so beschloss ich, eine TSP Messung von den Ovalis zu machen. Wie erwartet sind die real gemessenen TSP sehr nah an den Angaben aus dem Datenblatt, und auch die Toleranzen zwischen den beiden Chassis sind gering.
TSP und Mittelwert
Das Chassis bietet vielfältige Möglichkeiten hinsichtlich seines Einsatzes. Da geht ganz klar eine TQWT, die aber recht groß würde. Gleiches gilt für ein BR Gehäuse. Auch das müsste recht groß ausfallen und würde den Rahmen für ein Chassis mit der Membranfläche eines 7 Zöllers sprengen. Nach sehr langer Zeit mal wieder eine TML aufbauen? Ja, das wäre eine Möglichkeit, zumal es in der Blütezeit des Lautsprecher DIY einige solcher gab, die mit Ovalbässen britischer Herkunft aufgebaut waren. Aber nein, für das Chassis hatte ich mir etwas vorgestellt, das gewisse Freiräume in der Gestaltung öffnet. In nur 18 Litern GHP vermag es nämlich die 40 Hz Marke zu knacken. Bei der Gestaltung des Gehäuses hat der gewillte Nachbauer in einigen Punkten freie Hand. So können die DAUmino „L“ im praktischen Kurzgehäuse, wie etwa auf dem Titelbild, aufgebaut werden. So machen die Lautsprecher auf einem modernen Lowboard eine gute Figur. Sie wollen lieber eine schlanke Standbox? Kein Problem, verlängern Sie Ihre „DAUmino „L“ einfach und nutzen Sie den freien Raum unterhalb des tatsächlich genutzten Volumens zur bequemen Unterbringung der Weiche? Es besteht natürlich auch die Möglichkeit, die DAUmino „L“ als Kompaktlautsprecher auszuführen. Dazu kürzt man das Gehäuse einige Zentimeter unterhalb des Tiefmitteltöners und gibt das fehlende Volumen durch Vergrößerung der Tiefe hinzu. Die DAUmino „L“ bietet damit vielfältige Möglichkeiten bezüglich ihrer Aufstellung.
SB15SFCR39-8 in 18 Litern GHP
Nun galt es, dem schmucken Indonesier messtechnisch auf den Zahn zu fühlen. Mir schwebte ein schlankes Gehäuse mit etwa 20cm breiter Schallwand vor. Ein genau solches, welches zufällig auch die simulierten 18 Liter Volumen mitbrachte, hatte ich noch von einem ausgemusterten Projekt übrig. Schnell wurden auf der Rückseite des Gehäuses Ausschnitte für den ovalen Freund und seinen angedachten HT Partner gefräst. Der vorhandene Ausschnitt wanderte auf die Rückseite und wurde, wie auch die ehemalige Portöffnung, mit jeweils passenden Deckeln verschlossen.
Die nachfolgende Messung zeigt sich dem Frequenzgang aus dem Datenblatt ebenfalls sehr nah. Eine daraufhin simulierte erste Beschaltungsvariante führt mit sehr wenigen Bauteilen zu einem sehr guten Verhalten.
SB15SFCR39-8 unbeschaltet (gestrichelt) vs. erster Beschaltungsentwurf (durchgezogen)
Bereits in den beiden DAUmino S und DAUmino M als auch in der Juna zeigte die bewährte Dayton ND25FW-4 erstaunliche Qualitäten zu einem sehr günstigen Preis. Vor allem aber funktioniert dieser Hochtöner mit seinem kleinen Waveguide hervorragend in einem Gehäuse ohne „Avalon Fasen“. Für eine sehr gute Abstrahlung reichen kleine, lineare Fasen. Beste Voraussetzungen also für einen unkomplizierten Gehäuseaufbau.
Dayton ND25FW-4
Nachdem auch der Hochtöner im Testgehäuse Platz genommen hatte, wurden neue Messungen von beiden unbeschalteten Chassis vorgenommen und in Xover importiert. Es zeigte sich, dass die Trennfrequenz etwas höher gelegt werden musste, um auch unter Winkeln zu einem ordentlichen Abstrahlverhalten zu gelangen. Mit den berühmt berüchtigten Avalon Fasen würde sich das einfacher gestalten. Ziel dieser Entwicklung war es jedoch, ein gutes Rundstrahlverhalten mit simplen und handwerlich deutlich einfacher herzustellenden linearen Fasen zu erreichen.
DAUmino „L“ Simulation 0° – 60°
Ähnlich wie es bereits bei der DAUmino M der Fall war, führt dies zu einer leichten Präsenzsenke auf Achse. Unter zunehmenden Winkeln weitet die Kurve dann etwas auf, was aber im absolut vertretbaren Bereich liegt. Eine alternative Simulation, die lediglich die Veränderung eines einzigen Bauteilewertes erfordert, zeigt eine leichte Vergrößerung der Senke bei gleichzeitig etwas weniger Aufweitung unter Winkeln.
DAUmino „L“ alternative Simulation 0° – 60°
Zunächst wurde die Weiche mit den Bauteilen der ersten Simu-Variante aufgebaut und gemessen. Wie immer decken sich die Simulationen und die Messungen einwandfrei.
DAUmino „L“ 0° – 60°
Die Winkelmessungen zeigen ein insgesamt gutmütiges Verhalten mit einem ordentlichen Abstrahlverhalten.
DAUmino „L“ 0° mit Impedanzverlauf und Einzelzweigen
Die Flanken der einzelnen Zweige verlaufen schön symmetrisch zueinander und addieren sich bei rund 2,5 kHz zu einem sauberen Frequenzgang. Die Impedanz verläuft auf recht hohem Niveau und unterschreitet an ihrem tiefsten Punkt geraade einmal die 8 Ohm Marke. Die DAUmino „L“ stellt für keinen handelsüblichen Verstärker eine schwierige Last dar und garantiert hohe Betriebssicherheit.
Die Beschaltung gestaltet sich moderat. Leider ist durch die notwendige, im Gegensatz zum ersten Entwurf höhere Trennfrequenz im Tiefpass ein Saugkreis vonnöten, der eine Korrektur im Mitteltonbereich vornimmt. Das Filter selbst ist 3. Ordnung ausgeführt. Der induktive Ansteig der Impedanz wurde zusätzlich linearisiert. Der Hochpass ist ebenfalls als Filter 3. Ordnung ausgeführt. Zusätzlich zum Spannungsteiler kommt ein kleiner Vorwiderstand zum Einsatz. Insgesamt stellt sich durch dieses zusätzliche Bauteil ein besserer Verlauf des Hochtöners ein.
DAUmino „L“ Weichenplan
Der Wert des ersten Kondensators im Hochpass entscheidet über die Tiefe der Senke auf Achse und das Verhalten unter Winkeln. Dabei zeigen die erste Simlation und auch die späteren Messungen den Einsatz eines 3,9µF Kondensators. Die zweite Simulation zeigt das Verhalten bei 3,6µF. Ebenso kann der Hochtonanteil durch Variation des Vorwiderstands fein justiert werden. Die Messungen erfolgten mit 1,5 Ohm. Der Einsatz von 1 Ohm bzw. 1,2 Ohm bewirken minimal mehr Energie, jeweils etwa in Pixelbreite.
Die für mich finale Version ist mit 3,9µF und 1,5 Ohm aufgebaut. Das Umstecken der Bauteile bedeutete eine Hörpause von jeweils etwa 30 Sekunden, was jegliche Objektivität hinaus nimmt. Für mich ist die Version mit den genannten Bauteilen die stimmigste.
Mehrfach wurde die Frage gestellt, welcher der beiden 10µF Kondensatoren in den Tiefton- bzw. Hochtonzweig gehört. Der 10µF Jantzen Electrolytic Cap (meist grün) gehört in den Tiefpass, der „Jantzen Cross Cap“ gehört in den Hochtonzweig.
Jantzen „Electrolytic Cap“ (oben) und Jantzen „Cross Cap“ (unten)
Warenkorb für die Weichenteile der DAUmino L im Quint-Store (Preisstand 18.08.2020)
Die beiden aufgeführten Elkos mit den Werten 120µF und 560µF werden zu 680µF parallel geschaltet.
Bau – und Bedämpfungsplan „DAUmino L“ (vergrößern -> rechte Maustaste -> Grafik anzeigen
Die Bau- und Weichenpläne sind für private Nutzung freigegeben. Jegliche Form der gewerblichen Nutzung oder Verbreitung ohne vorherige Absprache ist untersagt und wird strafrechtlich verfolgt.
12 Kommentare
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Hallo Alexander, eigentlich habe ich schon „meinen Lautsprecher“ gefunden, mit der DAUmino „L“ hast du mich aber mal angefixt, zumal ich weg bin von ventilierten Lautsprechern.
Ich denke ich werde die mal als 95cm hohen Standlautsprecher bauen, mit 20 Liter. Verkleinern kann man ja noch mit Sandfüllung.
Toller Bauvorschlag.
Autor
Hallo Ralf,
die DAUmino L mag vielleicht beim ersten Hinsehen ein wenig skurril wirken. Sie ist aber ein klanglich sehr guter und ausgewogener Lautsprecher.
Ob du das Gehäuse nun mit 18 oder 20 Litern Volumen aufbaust, macht den Braten in der Praxis nicht fett.
Ich wünsche dir viel Spaß beim Aufbauen, und ich würde mich freuen, ein Feedback zu bekommen.
Viele Grüße, Alex
Würden sich 2 der Tieftöner dazu eignen um als Subwoofer Unterstützung für die DAUmino M zu dienen? Hab nämlich 2 der kleinen 5“ Lautsprecher gebaut und bin bis auf den Tiefbassbereich sehr zufrieden.
Autor
Hallo,
ich halte die Chassis durchaus geeignet für den Bau eines entsprechenden Subwoofers.
Gruß, Alex
Hallo Herr Gresler,
Habe mich für die Daumino L entschieden und nach Chassis-Lieferschwierigkeiten(Tieftöner) jetzt alle Bauteile zusammen.
In der Weiche gibt es mit C1 und C4 jeweils den gleichen Wert (10 mf).
Wird im Tiefton-Weichensegment der Cross-Cap 400V verbaut oder der „kleine Grüne100V“ ?
Ich hätte den 400-ter genommen aber ich denke
nachfragen schadet nicht.
Besten Dank für eine Antwort.
Luis Wingender
Autor
Hallo Herr Wingender,
nachfragen schadet in diesem Fall garantiert nicht, denn es ist genau anders, als sie vermuten. Der kleine grüne Elko gehört in den Tieftonzweig, der Cross Cap in den Hochtonzweig.
Viele Grüße
Alexander Gresler
Ein freundliches Hallo in die Runde 😀
Ich habe nun nach langer Überlegung auch ein Boxenpaar nachgebaut, in der grundlegenden Variante als kompakter Lautsprecher mit 58cm Höhe. Von der Größe des Gehäuses bin ich durchaus überzeugt und auch die schlanke Optik spricht mich sehr an. Mit dem Klang bin ich allerdings alles andere als zufrieden – untenrum passiert für mein Tieftonliebendes Ohr deutlich zu wenig, insbesondere wo ich die beschworene „40 Hz Marke“ erwartet habe, die mir allerdings schon aus den im Artikel gezeigten Frequenzgängen unrealistisch erschien. Obenrum will es mir aufgrund des (mMn nicht sonderlich schönen) Verlaufs des Hochtöners ebenfalls nicht so richtig gefallen. Entgegen der gezeigten Verläufe konnte ich insbesondere für den Hochtöner keinen zufriedenstellenden Frequenzgang messen – ein riesiger Buckel im Mitteltonbereich und eine fürchterliche Welligkeit im Hochtonbereich zeigen sich hier und bestätigen meinen Höreindruck – möglicherweise habe ich da beim Kauf der Hochtöner eine Montagscharge erwischt. Ein schneller Vergleich mit gerne von mir verwendeten No-Name-Hochtönern zeigt, dass kein akuter Messfehler vorzuliegen scheint. Deren Verlauf ist nämlich gewohnt quasilinear, ebenso wie bei ein paar alten CAT-Hochtöner die ich noch rumliegen hatte. In meinen eigenen Messungen und Simulationen konnte ich außerdem keinen der gezeigten Frequenzgänge reproduzieren, im Gegenteil habe ich erst durch eine deutlich bauteilärmere Beschaltung einen einigermaßen akzeptablen Frequenzgang erzeugen können. Diese neue Frequenzweiche wird nun erst einmal bestellt und getestet 😀 Sollte mich das noch nicht zufriedenstellen, werde ich andere Hochtöner verbauen und das Gehäuse nach unten hin erweitern um eine BR Box daraus zu zaubern, welche hoffentlich in Bereiche um 30 Hz vordringt, was es (beides) für meinen Anspruch definitiv Bedarf. Ich hoffe dieser doch sehr kritische Kommentar ruft keinen Unmut hervor, möchte ich doch auch in Zukunft versuchen das eine oder andere Projekt nachzubauen 😀 Möglicherweise habe ich ja auch an irgend einer Stelle einen entscheidenden Fehler gemacht und ihn vollkommen übersehen – das Verpolen der HT-Chassis habe ich jedenfalls beachtet, ebenso wie Dämmung, Materialstärke, Querstreben und Beschaltung. Gerne bin ich hier offen für Anmerkungen zu Fehlern, die hier (idealerweise zutreffend auf meine Erkenntnisse) aufgetreten sein könnten 😀
Den besten aller Grüße
Sander
Autor
Hallo Sander,
vielen Dank für deine ausführliche Schilderung. Dass da offenbar irgendwas im Argen liegt, scheint offensichtlich. Es wäre interessant, deine Messungan dazu zu sehen. Wo letztlich der Fehler liegt, ist schwer zu sagen. Die Vermutung liegt nah, dass es sich bei den Hochtönern un fehlerhafte Exemplare handelt, oder dass sich bei dem Zusammenbau der Weiche ein Fehler eingeschlichen hat. Vielleicht magst du die Messungen einmal zeigen?
Viele Grüße, Alex
Hi Alex,
ich habe jetzt alle Bauteile für DAUmino L bestellt und werde die nächste Zeit mit dem Aufbau anfangen.
Von ein früheren kommentar habe ich notiert dass „der kleine grünen“ ist C1.
Jetzt überlege ich mich wie der Dayton ist eingekoppelt. Auf ihr Zeichnung ist es es etwas anders eingezeichnet als von mir erwartet, soll es so sein?
Gruß
Dan
Autor
Hallo Dan,
es ist absolut korrekt beschrieben. Im Tieftonzweig wird der „Jantzen Electrolytic Cap“ verwendet. Meistens sind diese grün. Manchmal werden sie aber auch in schwarz geliefert. Der „Jantzen Cross Cap“ gehört in den Hochtonzweig. Im Artikel zur DAUmino L habe ich gerade ein neues Foto veröffentlicht, um Klarheit zu schaffen.
Es würde mich freuen, wenn du nach Fertigstellung etwas zu den Lautsprechern schreiben würdest.
Viele Grüße Alex
´Hallo Alex,
Wenn Ich soweit bin melde Ich mich gerne um meine Erfahrungen zu teilen
Ich bin immer noch unsicher bezüglich den weichenplan…Laut Zeichnung soll „+“ an der HT an der „-„ angeschlossen werden … oder sitzt den blauen Punkt auf die falsche Stelle in die Zeichnung?
Gruß
Dan
Autor
Hi Dan,
auch das ist richtig. Der Hochtöner muss verpolt angeschlossen werden.
Viele Grüße Alex