Im Rahmen einer größeren Messreihe, die ich an preiswerten Chassis angestellt habe, fand sich ein interessanter 3″ Breitbänder von Tang Band. Das kleine Chassis bingt einen schmucklosen unlackierten Blechkorb und darüber hinaus eine Abschirmung mit. Offenbar handelt es sich bei dem W3-993SB um ein OEM Chassis aus der TV-Produktion. Der ordentlich verarbeitete Lautsprecher wird derzeit zu einem Marktpreis von rund 10 Euro unters Volk gestreut.
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Eine Messung des Chassis, die Entwicklungskollege Gazza auf einer 15 cm breiten Schallwand durchführte, förderte einen auf den ersten Blick wenig brauchbaren Frequenzgang zutage. Von knapp über 3 kHz bis gut 6 kHz gibt es einen Einbruch von bis zu 8dB und darüber bricht die Membran, nicht unüblich für Breitbandchassis, in Resonanzen auf.
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Lazy Sunday Frequenzgang unbeschaltet
Der Impedanzverlauf zeigt keinerlei Auffälligkeiten.
Zunächst wurde das Chassis mit einer durch einen 10 Ohm Widerstand überbrückten 0,68 mH Spule beschaltet, um den Baffle Step zu kompensieren. Durch diese unscheinbare Schaltung gelingt es, den Mitteltonbereich wunderbar zu linearisieren.
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Lazy Sunday Frequenzgang mit überbrückter Spule
So schön linear der Mitteltonbereich nun auch geworden ist, gegen die unschöne Senke kann die Einfachstbeschaltung natürlich nichts ausrichten. Hier behelfen wir uns eines Tricks. Wir überbrücken unseren „Sperrkreis“ mit einem LC-Glied, bestehend aus 0,47 mH und 2,7µF. Durch diese zusätzliche Beschaltung sinkt im Bereich der Senke die Impedanz, und das Chassis erhält eine höhere Spannung. So wird die Senke aufgefüllt, und es stellt sich ein linearer Frequenzgang ein.
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Lazy Sunday Frequenzgang mit zusätzlichem Shelving Filter
Da die Impedanz des Chassis in diesem Bereich durch die Beschaltung mit der überbrückten Spule ohnehin einen stark ansteigenden Verlauf hat, bleibt der Gesamtimpedanzverlauf trotz den durch die zusätzliche Beschaltung hervorgerufenen Impedanzeinbruch im sicheren Bereich.
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Lazy Sunday Korrekturschaltung
Die Frequenzweichenschaltung besteht also aus lediglich 4 preiswerten Bauteilen, welche zu einem sehr linearen Lautsprecher führen, der für ca. 20 Euro pro Seite (Chassis + Weichenteile) ein klanglich einwandfreies Ergebnis liefert.
Bauplan für die TQWT Variante
Zuschnittliste für BR Variante
Das Böxlein entstand an einem Sonntag Nachmittag virtuell als ein weiteres Gemeinschaftsprojekt von Gazza und Alex.G. Nachzulesen ist die Story zur Lazy Sunday im Entwicklungsthread im DIY-HiFi-Forum.
Der User „Bizzare“ aus dem DIY-HiFi-Forum äussert sich wie folgt zur Lazy Sunday:
…gefallen mir am Schreibtisch besser als die Vifantastischen Wandlautsprecher. In den Höhen besser, und „variabel“.. Kann ja zwischen 30 und 0° wählen, die 9BN119/8 mit fix 30° sind da schon etwas schwach.
Der HiFi-Forum User Black Devil urteilt wie folgt
Ich bin kein großer BB-Freund, aber was dieser winzige Treiber (gab es mal für 8€ bei bpa, kennt man aus den Makita Baustellenradios) im passenden Gehäuse anstellt ist schon verblüffend. Selbst mit üblen Bassattacken von Culcha Candela und bei abenteuerlichem Hub wurde es nicht nervig. Die deutlich höhere Abstimmung passte auch besser zum Raum, so dass von Bassmangel keine Rede sein konnte.
Natürlich geht in praktisch allen Disziplinen noch mehr, aber das P/L-Verhältnis dürfte nur schwer zu schlagen sein.
4 Kommentare
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Ich würde die boxen sehr gerne nachbauen – jedoch verstehe ich die Baupläne wahrscheinlich nicht richtig:
TQWT – Portposition (56cm) was ist damit gemeint? Wo genau soll das bassreflexrohr hin? Wie ist die bedämpfung?
Bei der bassreflex:
Der br kanal ist einfach nur eine Öffnung 9×11,5cm ? Irgendwo auf der Rückseite?
Zum Sperrkreis:
Gilt der für beide Varianten? Der luftspulenwiderstand von 0,3 ohm ist sicher der idealwert. Sonst kommt man wohl kaum auf 20€ pro box inkl chassis
Ich würde die ls sehr gerne nachbauen. Jedoch fehlen mir genau diese infos
Autor
Hallo Alex,
danke für dein Interesse an der Lazy Sunday. Das Chassis ist inzwischen nicht mehr erhältlich, aber für den Fall, dass du es bereits besitzt, beantworte ich dir deine Fragen gern.
Bei der TQWT, die eine komplette Länge von 65cm aufweist, muss der Port 9cm vom Boden des breiten Endes sitzen. Das sind dann 56cm vom Anfang der Line. Die Bedämpfung ist einfach. Den schmalen Teil der Line füllst du bis kurz unterhalb des Chassis locker mit Polyesterwatte. Auf den Deckel oberhalb des Chassis kommt ebenfalls etwas komprimierte Polyesterwatte. Auf den Boden unterhalb des Ports eine Lage Noppenschaumstoff und darauf etwas Polyesterwatte, bis etwa 2cm unterhalb des Ports.
Das BR Gehäuse erklärt sich eigentlich aus dem Zuschnitt. Die Rückwand ist 1cm kürzer als die Front. Genau dort, wo die Rückwand „zu kurz“ ist, wird im 90 Grad Winkel das kleine Brettchen angesetzt, welches so den Port bildet.
Viele Grüße Alex
Hallo,
vielen Dank für die Antwort, leider musste ich das Thema erstmal auf Eis legen – bis heute.
Zwei dumme Fragen hätte ich jedoch noch: Beim Holzzuschnitt der BR Variante komme ich mit den maßen nicht ganz zurecht. wie ist denn die plattenstärke?
VG Alex
Autor
Hallo,
ich habe den Bauplan soeben um die Plattenstärke von 16 mm erweitert. Die fehlte in der Tat. Durch die in Vergleich zur Rückwand um 10 mm kürzere Schallwand ergibt sich durch Anfügen des innren Bretts der BR-Kanal.
Viele Grüße, Alex