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Point Seventy

 

Einem Sonderangebot, welches der Frankfurter Lautsprechervertrieb BPA vor einigen Wochen feil bot, konnte ich nicht widerstehen. Der Markaudio CHP70 wurde zum Paarpreis von 45,00 Euro angeboten. Das bedeutet eine Einsparung von über 35% auf den Normalpreis von 70,00 Euro. Ich war also quasi gezwungen, die Teile zu bestellen.

 

Markaudio CHP70 (MK1)

 

Die TSP der Chassis liessen mich zunächst an ein Experiment in einem hochpassgefilterten Bassreflexgehäuse denken. Verlockende 30 Hz untere Grenzfrequenz  ließ die Simulation mittels AJHorn in einem 18 Liter BR Gehäuse erwarten, wie die rote Kurve der unteren Abbildung zeigt.

 

 

Leider wäre die maximale Membranauslenkung in dieser Konfiguation jenseits von Gut und Böse gewesen und hätte gewiss für einen schnellen mechanischen Tod des kleinen Chassis gesorgt.

BR5 wurde also verworfen, und wie die schwarze Kurve der Simulation zeigt, reichts auch in einem normalen 12 Liter BR Gehäuse locker bis 40 Hz hinunter, natürlich mit leichter Bassbetonung. Dies ist aber gerade bei kleinen Breitbandchassis nicht von Nachteil. Im Gegenteil, eine leicht „badewannige“ Abstimmung verleiht solchen Lautsprechern meist genug Volumen im Bassbereich, sowie eine ausreichend kräftige Hochtonabstrahlung.

Hier nun mal eine in Boxsim eingepflegte Messung des unbeschalteten Breitbänders, jedoch ohne Nahfeldmessung. Der Pegel ist nicht kalibriert.

 

Zwischen ca. 700 Hz und gut 3000 Hz steigt der Frequenzgang an, um nach einer kleinen Senke bis in den Hochtonbereich weiter zu klettern.

Wie oben bereits erwähnt, tut es Breitbändern meist gut, den Hochtonfrequenzgang steigend abzustimmen. Also lag das Hauptaugenmerk zunächst darin, den Frequenzgang im Bereich zwischen 700 Hz und 3000 hz zu begradigen.

Erfahrungen aus einem anderen Projekt mit einem kleinen Breitbänder, welches sehr linear abgestimmt wurde, liessen mich aber zunächst Versuche mit 3 Sperrkreisen vornehmen. Diese führten zwar zu einem glatten Frequenzgang bis in den Hochtonbereich, jedoch fehlte musikalisch etwas. Die Musik klang müde und langweilig. Es mangelte an Hochton, und auch der Stimmbereich war unterbelichtet. Man kann sich das so vorstellen, als würde ein Sänger hinter einem Samtvorhang stehen.

So wurde diese Lösung schnell verworfen und nach recht wenigen Versuchen stand fest, dass ein einziger Sperrkreis den CHP70 richtig aufblühen lässt.

Die simple Korrekturschaltung führt zu einem sehr linearen Frequenzgang bis fast 4000 Hz, um gefolgt von einer kleinen Senke, bis zum Hochtonbereich anzusteigen.

Der Frequenzgang fällt naturgemäß schon unter Winkeln recht schnell ab. Am ausgeglichensten klingen die Lautsprecher unter einem Winkel von ca. 15 Grad. Die Hörentfernung sollte bei etwa 2 Metern liegen, ebenso ist dies die optimale Distanz zwischen den Lautsprechern. So aufgestellt glaubt man, einen deutlich größeren Lautsprecher vor sich zu haben. Hier trumpft der etwas kräftiger abgestimmte Bassbereich auf. Die Ortung ist sehr gut, der Lautsprecher produziert eine glaubhafte Bühne. Es ist wirklich erstaunlich, wie gut das kleine Chassis auflöst. Das hätte ich nicht erwartet.

Der CHP70 ist ein absoluter Kauftipp, auch zum regulären Preis…

Hier einige Stimmen von Nachbauern der Point Seventy:

 

Der User „sayrum“ aus dem DIY-HiFi-Forum schrieb

Ich war baff, klangen angenehm homogen und Bass gabs auch. Nun ist der neue Besitzer glücklich, gefallen ihm teilweise besser als seine B&W Zweiweger. Werd im neuen Jahr mal Bilder machen…
Dank Dir für die Entwicklung!

 

„Eismann“, ebenfalls aus dem DIY-HiFi-Forum findet

Also, gestern habe ich selbst gehört. Es ist wirklich sehr beeindruckend, was aus den Point Seventies heraus kommt. In den ersten Sekunden habe ich allen Ernstes gesucht, wo die Musik eigentlich her kommt. (Bei den vielen Boxen Alex’s Zimmer schon ein Suchspiel..)
Und bei den Testracks waren natürlich auch ein paar gute Beispiele für räumliche gelungene Aufnahmen dabei. Die Bühne entstand prompt ein paar Meter hinter den Boxen. Jedes Instrument konnte man orten. Ich hätte am liebsten mit dem Zollstock nach gemessen. Gehört habe ich übrigens nicht genau auf Achse, sondern auf ca 15°.
Zum Thema Grundton kann ich nur sagen: für diese kleinen Membranen mehr als genug.
Man tut gut daran, im Nahfeld zu hören. Eine Entfernung über 2m macht wahrscheinlich keinen Sinn, da werden die Höhen schon schwächer. Möglicherweise eigent sich die Box gut für kleine Zimmer.
Bei den Entzerrungen ist mir nichts seltsames aufgefallen. Allerdings fehlte mir dazu eigene Teststücke.
Alles in allem ist die Point seventy einen Nachbau wert.

User „Der Bastler“ schrieb

Die kleine Box klingt schön ausgewogen. Selbst Pegel kann sie für den nomalen Hausgebrauch ausreichend.
Für kleine Wohnzimmer, PC und TV unterstützung bestimmt ideal. Und da BR einfach nachzubauen.

 

„Zeppi“ findet folgende Worte

Eigentlich zitiert man sich ja nicht selbst, aber ich mache es ausnahmsweise mal doch. Als ich sie gestern hörte rutschte mir ein spontanes „die Kleine klingt aber auch größer als sie ist!“
Sie ist sehr anspringend und offen.
Insgesamt ein lohnender Tipp für’s Nahfeld. Mehr braucht man da nicht!

 

Der Nachbauer „Rotel RA-980BX meint zu seiner „Point Seventy“

Der Klang ist schön weich/dezent und nicht zu analytisch, somit auf jeden Fall langzeittauglich. Der Bass ist absolut ausreichend und wirkt manch mal sogar voluminös. Und das obwohl die LS gute 40cm von der Wand entfernt sind und der max. Basspegel nicht am Hörplatz herrscht. Einen Sub brauch man höchstens, wenn man die BB von den ganz tiefen Tönen etwas entlasten will,  um den max. Pegel etwas zu erhöhen.
Für kleinere Räume ohne Partypegel-Anforderung, sind die LS so meiner Meinung nach perfekt.
Hast Du gut gemacht Alex!

 

Kurzer und knapper Kommentar des DIY-HiFi-Forum Users „wolf-sascha“

Ab sofort meine neuen PC-Lautsprecher. Wirklich herrlich. Danke, Alex!

 

Der DIY-HiFi-Forum User „Joern“ hat eine abgewandelte Version der Point 70 in einem Fuzzy TML Gehäuse mit identischer Frontwandbreite und mit Original Sperrkreis aufgebaut. Er schrieb mir per PN folgendes:

Moin Alex
so, nun läuft endlich die „Fuzzy“-Point70. Mußte gegenüber der bisher im Thread gezeigten Version wieder etwas Bedämpfung rausnehmen. Mit Deiner Original-Weiche. „Fuzzy“ steht dem Treiber sehr gut – hatte den schon in der (überarbeiteten) Hornkehle sowie BR. Die Musik ist selten „entschleunigt“, nix, was sich in den Vordergrund drängt, einfach da. Super. Jetzt kommt der Treiber wieder raus – Gehäuse lackieren, Front ölen – das fertige Ergebnis werd ich dann mal posten. Danke für die gute Entwicklung !
Bis demnächst.
Grüße
Jörn

 

6 Kommentare

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    • Stephan Schmitt auf 23. Juli 2020 bei 12:38

    Hallo Alex.
    Ich trage mich nach einer Boxsim Simulation mit dem Gedanken den chr70 in ein von mir restauriertes Gehäuse von alten Wega Lautsprechern zu bauen es hat unbedämpft 20 Liter. Ich hätte eine Bassreflex Abstimmung auf 48 Hertz im Auge kann ich da deine Frequenzweiche übernehmen?
    herzliche Grüße Stephan

    • admin auf 23. Juli 2020 bei 12:50
      Autor

    Hallo Stephan,

    es ist sehr unwahrscheinlich, dass die Weiche im Zusamenhang mit dem vorhandenen Gehäuse funktioniert. Dies wäre nur dann der Fall, wenn die Gehäusebreite dem der Point Seventy entspräche. Zwei bis drei cm Abweichung wären jedoch vertretbar.

    Viele Grüße

    Alex

    • Thomas auf 19. November 2021 bei 17:16

    Hallo
    Gibt es Unterlagen zum Gehäuse ?
    Würde das gerne nachbauen, da ich noch zwei dieser Chassis übrig habe.
    Grüße
    Thomas

    • admin auf 19. November 2021 bei 18:25
      Autor

    Hallo Thomas,

    Asche über mein Haupt. Den Bauplan hatte ich seinerzeit in einem Forum veröffentlicht, in welchem ich alle Themen löschen lassen habe. Das Gehäuse misst 45 x 15 x 31cm (H x B x T). Es ist aus 16mm Material aufgebaut. Etwa in der MItte des Gehäuses habe ich ein Leistchen zwischen die Seitenwände geleimt, um sie ein wenig zu stützen. Das kann aber auch entfallen. Unten ist ein Fach mit 9cm Höhe für die Weiche abgetrennt. Dieses kann optional auch entfallen, wenn die Korrekturschaltung mit ins Gehäuse wandert. Das Chassis sitzt mit seinem Mittelpunkt 10cm von der Oberkante des Gehäuses entfernt, beim Port sind es 26cm. Der Port hat 5cm Durchmesser und ist ca. 14cm lang. Die Fräsmaße für das Chassis sollten kein Problem für dich darstellen. Das kannst du ja am lebenden Objekt nachmessen.Bedämpft wird das Gehäuse rundum mit Fibsorb50 oder einem vergleichbaren Material. Boden und Deckel doppellagig auskleiden. Das war’s dann auch schon.

    Viele Grüße

    Alex

    • Dan auf 5. April 2022 bei 15:24

    Hallo Alex,
    Ich bin dabei ein LS wieder zu bauen und würde gerne deine Gedanken hören
    Da Zimmer hat eine Größe von 5 mal 3 meter wo LS steht am Laengs Seite & mit eine Deckenhöhe von 2.1m
    Glatte Wände und wenig absorptions material.
    Ich mag Klassich musik, Vokal, Pop, Rock balladen / kein extrem Pegel
    Spiele CD oder vergleichbares.

    Habe mich Point 70 überlegt aber sehe das Chassie jetzt Gen. 2 heisst / was meinst du dazu bezüglich klang

    Ich bin sehr offen für alternativen so wenn du ein Inspirationsvorschlag zum LS hat freue ich mich
    MfG
    Dan

    • admin auf 6. April 2022 bei 10:07
      Autor

    Hallo Dan,

    die neueren Generationen der Markaudio Chassis verhalten sich anders als die alten. Ich habe die Lust an diesen Chassis verloren, weil es sehr häufig Änderungen gab, und weil die Marke auch immer nur sporadisch auf dem deutschen Markt vertreten ist. Ich empfehle dir, dich nach einem Lautsprecher umzusehen, der in dein gesetztes Budget passt. In einem 15m² großen Raum reichen in aller Regel durchaus kleinere Lautsprecher. Schau dir doch mal die Icebox an. Wenn es eine Kategorie höher sein darf vielleicht die DAUmino M, die recht ähnliche Juna, oder die Winter Blues an.

    Viele Grüße

    Alex

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