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Domona

Vor einiger Zeit überraschte der Bremer Vertrieb „Monacor“ den deutschen DIY-Markt mit einem überaus interessanten Chassis. Mit der DM-75TB schwappte eine in Fernost gefertigte, riesige Mitteltonkalotte im 75mm Format in die Regale der Händler. Für mich stand sofort fest, dass ich mit diesem feinen Teil „etwas machen“ werde.

Monacor DM-75TB

 

Es begab sich, dass die findigen Bremer ein ebenso interessantes 8“ Tieftonchassis des gleichen Herstellers feil boten. Der SPH-8TB machte nicht nur optisch einen guten Eindruck, auch die TSP fanden mein Wohlwollen, und so setzte sich in meinen Gedanken ein Lautsprecher mit diesen Komponenten zusammen.Monacor SPH-8TB

Monacor SPH-8TB

 

Nun fehlte lediglich noch der Hochtöner, um den Lautsprecher entstehen zu lassen. Ich entsann mich eines Tests im Online Magazin „HiFi-Selbstbau“, demzufolge ein kleiner, recht unscheinbarer Hochtöner zu recht beachtlichen Leistungen imstande sei. Der DT-25TI, ebenfalls ein Produkt im Vertrieb von Monacor, sollte das Konzept vervollständigen.

Monacor DT-25TI

 

Die zufällige Markenreinheit (dazu später mehr) des virtuellen Lautsprechers erachtete ich als interessant genug, diese zum Entwicklungsziel meines diesjährigen Contestlautsprechers zu missbrauchen. Natürlich wollte ich in diesem Jahr nicht zum x-ten Mal die eckige Einheitskiste mitbringen. So ersann ich ein sich nach hinten verjüngendes Gehäuse mit gerundeten Seitenwänden. Diese entstanden unter Verwendung von geschlitztem MDF (Topan), welches sich mehr oder weniger problemlos biegen lässt. Dieses Material wird in 9,5 Millimetern Dicke angeboten, so dass pro Seitenwand 2 Lagen Topan zum Einsatz kommen. (An dieser Stelle sei angemerkt, dass Topan recht zickig ist. Durch die Schlitzung wird das Material sehr instabil und bricht leicht. Ein Aufbau mittels Biegesperrholz wäre sicherlich wesentlich leichter von der Hand gegangen.)

Topan

 

Natürlich kann die Domona auch in einem konventionellen, eckigen Gehäuse aufgebaut werden. Es ist dabei jedoch zwingend darauf zu achten, dass die Maße der Frontwand sowie die Anordnung der Chassis auf dieser genau eingehalten werden. Der Aufbau des Gehäuses erfolgte in Spantenbauweise, die dem Bootsbau nicht unähnlich ist. Dazu wurden zunächst die gefrästen und ausgesägten Spanten, welche später das Topan tragen, auf die Innenseite der Frontwand geleimt.

 

user3_pic2706_1280947569Gehäuseaufbau mit Spanten

 

Im nachfolgenden Bild sind die Seiten bereits aufgebracht. Sie bestehen aus 2 Lagen Topan, welche mit der geschlitzten Seite zueinander ver- und aufleimt wurden.

Domona Gehäuse noch ohne Deckel

 

Im Letzten Arbeitsgang wurden Boden, Deckel und Rückwand aufgeleimt. Die grobe Anpassung an die Kontur des Gehäuses wurde mittels eines Bündigfräsers erledigt. Nach dem Fräsen der Chassisöffnungen und einigen kleinen Spachtel- und Schleifarbeiten waren die Gehäuse fit für das Finish. Ich habe dazu weiße Türfolie von DC-Fix aufgeklebt. Diese Folie ist deutlich dicker und stabiler als die übliche bekannte DC-Fix Folie.

Zunächst aber einen kleinen Eindruck von der Messarbeit.

 

Messung 1Domona Messaufbau

 

 

Hochöner DetailDomona Test mit provisorischem Umbau für DT-25TI

 

In diesem Detailfoto wird ersichtlich, dass die bereits weiter oben erwähnte Markenreinheit der Domona ursprünglich nicht geplant war. Als Hochtonpart war anfangs die Sica 9106 Hochtonkalotte geplant, die für sich gesehen zwar ein hervorragender Hochtöner ist, sich jedoch durch den benachbarten Dom der großen Mitteltonkalotte gestört fühlte. Sie äusserte dies durch deutliche Schwankungen im Frequenzgang, die der Hochtöner unter anderen Einbaubedingungen nicht zeigt. Die zufällig vorhandene DT-25TI ignoriert die dicke Bärennase des Mitteltöners einfach und spielt in der ihr vorgegebenen Einbauposition wunderbar linear. Natürlich musste der Ausschnitt für die kleinere Front des Monacor Hochtöners entsprechend angepasst werden. Ich fräste dafür einen Einsatz, leimte ihn ein und fräste eine neue Öffnung. Die auf diese Weise zusammen gekommenen Chassis erwiesen sich als sehr gutmütig und einfach zu beschalten.

 

user3_pic2811_1283706183Domona Frequenzgang Achse

 

Der Achsenfrequenzgang der Domona zeigt kleinere Unregelmäßigkeiten, welche sich durch Kantendiffraktion erklären. Da der Lautsprecher auf einen Abstrahlwinkel von 30° optimiert wurde, soll dies aber nicht weiter stören. die 30° Messung der Domona zeigt einen einwandfrei linearen Frequenzgang.

Domona Frequenzgang 30user3_pic2813_1283706183Domona Frequenzgang 30° incl. angefügtem Nahfeld

 

Die Unregelmässigkeiten im Frequenzgang sind vollständig verschwunden. Das Ergebnis ist ein vollkommen ausgeglichener Frequenzverlauf mit leicht abfallender Tendenz.

user3_pic2812_1283706183Domona Frequenzgang 30° incl. Einzelzweige

 

Die Addtion der Einzelfrequenzgänge exakt 6dB unterhalb der Summenkurve zeigt die einwandfreie Phasenlage der Chassis zueinander.

Imp PhaseDomona Impedanzverlauf

 

Die Impedanz der Domona sinkt in keinem Bereich unter 4 Ohm. So sollte der Lautsprecher auch mit kleineren Verstärkern harmonieren, zumal auch der Wirkungsgrad mit guten 90dB eher hoch ist.

Weichenplan

 

Um einen Nachbau zu ermöglichen, habe ich eine schnelle Skizze der Frontwand angefertigt. Dieser können alle relevanten Maße und Chassispositionen entnommen werden.

 

Abmessungen FrontwandDomona Bauskizze

Unter Beibehaltung der Frontwandgröße und des Volumens von ca. 80 Litern ergibt sich bei Verwendung von 22er Material eine Innentiefe von ca. 32cm, sofern man den Gehäuseaufbau auf der liegenden Schallwand beginnt und die Seitenwände aufsetzt. Dabei wurden eventuelle Verstrebungen nicht berücksichtigt. Simulationen mit AJ Horn ergeben bei leicht abweichendem Volumen, sowohl nach oben als auch nach unten, kaum nennenswerte Veränderungen. Hier darf also ruhig ein wenig variiert werden.

 

Hier ein kleiner Klangeindruck des DIY-HiFi-Forenusers Christoph Gebhard

Ich hatte das Vergnügen vor dem Contest ein paar Sekunden der Domona zu lauschen. Tonal passte alles wunderbar zusammen. Stimmen kamen sehr sauber und gelöst, der Hochton klang fein und luftig. Zudem bin ich seitdem wieder heiß darauf auch etwas mit der DM-75TB zu machen.

 

Black-Devil aus dem HiFi-Forum schreibt

Alex macht die Box einen etwas zu fetten Bass – so hat er es zumindest angekündigt. Was mir aber als erstes auffiel, war die Mittelton-Wiedergabe. So eine große Kalotte macht das einfach ein wenig anders als ein gewöhnlicher Konus. Sehr luftig, aber durchaus mit Durchsetzungskraft spielte der leider nicht mehr erhältliche Mitteltöner auf. Dazu passend war die gute Hochton-Kalotte, die leider ebenfalls nicht mehr bei Monacor erhältlich ist. Ich fand auch den Bass ziemlich gut. Vielleicht nicht so trocken wie bei der MoDiPo, aber dafür mit Nachdruck und einer Portion Spaßfaktor gesegnet spielte er auch bei richtig hohen Pegeln noch entspannt auf. Leider ist aber auch dieses Chassis dem Rotstift zum Opfer gefallen. Sehr schade, so einen 3-Weger hätten bestimmt viele gerne.

 

2 Kommentare

    • Billigheimer auf 24. April 2023 bei 19:35

    „Ein Aufbau mittels Biegesperrholz wäre sicherlich wesentlich leichter von der Hand gegangen.“
    Sicher? Dazu der dänische Boxenentwickler Troels Gravesen, nachdem er für eine Resonanzbox Sperrholz gebogen hatte:
    „Believe me: Bending/gluing the side panels was much more trouble than anticipated.“
    So oder so, es bleibt schwierig.

    • admin auf 25. April 2023 bei 07:57
      Autor

    Wahrscheinlich hält sich das die Waage. Gehäuse solcher Bauart würde ich heutzutage wahrscheinlich eher anfertigen lassen.

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