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Düvel (Sieger Teufel Ultima 800 MK2 Contest)

1. Platz Berlin

Über 30 Jahre sind mittlerweile vergangen, seitdem Peter Tschimmel in Berlin Anfang der 80er Jahre mit seiner noch jungen Firma Lautsprecher-Teufel auf den Zug der gerade boomenden DIY-Lautsprecher Szene aufsprang. Er führte das kleine Unternehmen jahrelang erfolgreich, und die angebotenen Bausätze erfreuten sich großer Beliebtheit bei den Nachbauern und Fachgazetten. Mittlerweile fertigt das Unternehmen, welches inzwischen schlicht „Teufel“ heisst, keine Lautsprecherbausätze mehr. Es hat sich mittlerweile zu einer festen Größe als Hersteller von Fertiglautsprechern entwickelt.

Anfang des Jahres trafen Sebastian Thümmel, PR-Mann von Teufel und Klang+Ton Chefredakteur Holger Barske aufeinander und entsannen sich der Anfänge von Teufel. Schnell war die Idee geboren, einen gemeinsamen DIY-Lautsprecher-Wettbewerb ins Leben zu rufen. Nicht weniger als 12 Personen erhielten von Teufel eine komplette Bestückung des Teufel Topmodells Ultima 800 MK2, um daraus ihre eigenen Lautsprecher entwickeln zu können. Meine Freude war riesengroß, als ich erfuhr, zu den Auserwählten zu gehören.

Am 16.08.14 war es dann endlich soweit. Der große Showdown mit Preisverleihung fand im brandneuen Teufel Raumfeld Flagshipstore statt. Meine „Düvel“ haben es geschafft, das restliche Teilnehmerfeld in der Kategorie „Bester Klang“ auf die Plätze zu verweisen.

Leider war der Zeitrahmen zwischen Anlieferung des Materials und des letztlichen Abholtermins, zusätzlich bedingt durch die Tatsache, dass ich mich innerhalb dieser Zeit noch auf einer 3 1/2 wöchigen Urlaubsreise befand, äusserst kurz. Ich habe in der knapp bemessenen Zeit noch eine Änderung im Konzept vorgenommen, und die Lautsprecher sind „auf den allerletzten Drücker“ am Vorband des Abholtermins fertig geworden. Messungen aus der Entwicklungsphase habe ich aus Zeitmangel leider nicht abgespeichert. Der Patient wurde so lange am offenen Herzen operiert, bis das Ergebnis meinen Vorstellungen entsprach. So kann ich hier leider nur die finale Simulation veröffentlichen, auf deren Basis die Weiche aufgebaut wurde.

Düvel finale Simulation

 

Die originale Ultima 800 MK2 ist mit insgesamt 6 Tieftönern ausgestattet. Pro Box versteht sich. Davon werden jedoch nur 2 Chassis elektrisch betrieben. Die übrigen 4 vollwertigen Tieftöner fungieren als Passivmembranen, deren Parameter mittels geschickt zwischen den Schwingspulen verschalteter Widerstände einstellbar sind. So kann die Ultima 800 MK2 in Maßen an den jeweiligen Hörraum angepasst werden.fff

Ultima 800 MK2 Tieftöner

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Da es sich bei den elektrisch betriebenen und den passiven Bässen um unterschiedliche Chassis handelt, konnte die eigene Entwicklung von einer freien Auswahl profitieren, wenn nicht, wie im Original, alle Chassis eingesetzt werden sollten.

Zunächst ermittelte ich die TSP der beiden Varianten.

TSP Vergleich „Einzelkämpfer“ und „Doppelherzen“

 

Die in der Ultima elektrisch betriebenen Chassis habe ich  „Einzelkämpfer“ genannt, die passiven  „Doppelherzen“, aufgrund der Tatsache, dass sie mit einem Doppelmagneten ausgestattet sind. Optisch hingegen sind alle Chassis identisch.

Der TSP-Satz der „Doppelherzen“ veranlasste mich zunächst drei dieser Chassis in ein gemeinsames, hochpassgefiltertes Gehäuse einzubauen.fff

Düvel 3 DHErster Aufbau mit 3 „Doppelherzen“

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Ungeachtet der Tatsache, dass die zugehörige Simulation Gutes erwarten liess, entpuppte sich dieser Weg als Sackgasse. Bedingt durch die hohe Schwingspuleninduktivität der Chassis von etwa 3,6 mH fiel der Frequenzgang bereits oberhalb von etwa 150-200 Hz ab, so dass eine sinnvolle Ankopplung an den Mitteltöner nicht möglich war. Selbst der in diesem Bereich einsetzende Baffle Step konnte diesen Umstand nicht hinreichend mildern. Es ging also kein Weg an einer vollkommenen Neukonstruktion vorbei. Dumm nur, dass bereits aufwendig konstruierte Gehäuse mit Öffnungen für 3 Tieftonchassis, sowie einem auf die stehende Längswelle abgestimmten IHA vorhanden waren.fff

Warum also nicht erst mal den einfachsten Weg wählen und in einer Simulation ermitteln, wie sich zwei „Einzelkämpfer“ in den hochpassgefilterten 33 Litern verhalten, in denen die „Doppelherzen“ partout nicht spielen wollten?

Das Ergebnis hat mich überrascht und entspricht genau dem, wie ich mir eine Tieftonabstimmung für die meisten Wohnräume vorstelle.fff

2 Einzelkämpfer in 33 Litern GHPSimulation 2 „Einzelkämpfer“ in 33 Litern GHP

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Tief genug, um eine authentische Wiedergabe zu gewährleisten und nach unten etwas abfallend, um dem unvermeidbaren Room-Gain entgegenzuwirken, den üblich ausgestattete Wohnräume mit sich bringen. Der Baffle-Step wird das Ganze noch positiv beeinflussen.

Der nächste Arbeitsschritt führte mich sodann in meine Werkstatt, wo die Gehäuse kurzerhand mittels eines eigens dafür gefrästen Einsatzes an die neuen Bedingungen angepasst wurden.

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Deckel Frontfff

Deckel rückfff

Deckel eingeleimtUmbau auf 2 Tieftöner mittels gefräster Deckelplatte

 

Diese Umbaumaßnahme erwies sich als goldrichtig. Die Basswiedergabe war nun klar, trocken, wohldosiert und fernab jeglichen Bollerns.

Die Chassis arbeiten brav und vollkommen unkompliziert bis 500 Hz, wo sie die Arbeit an den 4 Zoll Mitteltöner mit Metallmembran und Neodymantrieb abgeben.

Ultima 800 MK2 Mitteltöner

 

Über diesen Mitteltöner gibt es nicht sehr viel Aussergewöhnliches zu schreiben. Seine Resonanzfrequenz liegt um 80 Hz, die Wiedergabekurve im Nutzbereich ist unspektakulär, und weiter oben gibts ein paar Resonanzen, die eine tiefe Trennung sinnvoll erscheinen lassen. Alles in Allem ein ordentlich gemachter 4 Zoll Hartmembranmitteltöner.

Der eingestzte Hochtöner ist ein alter Bekannter. Es handelt sich um eine der in zahlreichen Ausführungen gefertigten 30 Millimeter Kalotten aus dem Hause Wavecor. Schenkt man der Typenbezeichnung Glauben, handelt es sich um ein OEM-Modell.

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HochtönerUltima 800 MK2 Hochtöner

 

Ich entschied mich, wegen der schon erwähnten Resonanzen des Mitteltöners, eine Trennfrequenz bei 2 kHz anzustreben, was sich in der Praxis auch problemlos bewerkstelligen liess.

Obwohl sich dieser Lautsprecher mangels verfügbarer Chassis nicht nachbauen lässt, veröffentliche ich gerne die Frequenzweichenschaltung, deren Bauteileaufwand angesichts einer 3-Wege Konstruktion als noch moderat bezeichnet werden darf.

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Weiche final Düvel Weichenplan

 

OLYMPUS DIGITAL CAMERADüvel Frequenzweichen

 

Über den Klangvergleich zwischen der originalen Ultima 800 MK2 und den Lautsprechern der Teilnehmer gab es von offizieller Seite leider keine Informationen. Allerdings war die Box eines Teilnehmers, bis auf die Passivmembranen und die Neigung der Front im Bereich der Mittel- und Hochtöner, identisch mit der originalen Ultima 800 MK2. Sogar die mitgelieferte Originalfrequenzweiche fand Verwendung. Diese Lautsprecher konnten keinen der ersten drei Plätze in der Kategorie „Bester Klang“ für sich verbuchen… 😉

An dieser Stelle bedanke ich mich noch einmal recht herzlich bei Teufel und der Klang+Ton, dass ich zu den 12 Auserwählten gehörte, die an diesem spannenden Projekt teilnehmen durften .

Jederzeit gerne wieder…

 

Ein kleiner Höreindruck von Black-Devil aus dem HiFi-Forum

Der Klangsieger aus dem Teufel-Wettbewerb war natürlich wieder ein deutlich ernster zu nehmender Kandidat. Das geschlossene Gehäuse funktionierte wunderbar im Raum. Auch extrem tiefe Töne waren noch deutlich hörbar. Dank Mitteltöner waren Stimmen sehr schön herausgearbeitet und etwas losgelöster als bei den 2-Wegern vorher. Die recht große HT-Kalotte machte ihre Sache ebenfalls sehr gut, wobei ich die Zusammenstellung von Seiten Teufel eher unglücklich finde. Mit einer kleinen 19er Kalotte hätte das imho noch besser funktioniert – aber dafür kann Alex natürlich nichts.

2 Kommentare

    • Daniel auf 28. August 2014 bei 21:16

    Nabend Alex.
    Schöner Artikel. Der Klang beim kurzen Probehören in Berlin gefiel mir. Fand ich schön durchzeichnend und klar im Mittelton und unaufgeregt im Ht. Bass war leider nicht zu beurteilen und wirkte teilweise wummerig: die LS standen da auf einem mitschwingenden Holzpodest… Das Aussehen ist „meins“, klare / coole Linien und gefällige Formen in dem Hellgrau-Weiß. Erinnert mich irgendwie an die 80er Jahre.

    Gruß, Daniel

    • Ulrich Ritter auf 30. August 2014 bei 19:14

    Hi Alex,
    … herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Aber das kennen wir ja schon langsam von dir.
    Deinen 1. Ansatz mit den „Doppelherzen“ mit Mms=42g verstehe ich ehrlich gesagt nicht.
    Ok – doppelter Magnet hin oder her. Das ist echt viel Masse für einen 17er. Dann die hohe Induktivität der Schwingspulen, das konnte nix werden. Sorry für meine direkten Worte.

    Aber, es ist ja alles jut jeworden :-))

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